Interviews

Forschung / Entwicklung

Ein Tätigkeitsfeld für Bewegungswissenschafter ist die Forschung. Durch das interdisziplinäre Studium stehen sehr vielseitige Forschungsfelder offen, wie zum Beispiel die Bereiche Motorik, Bewegungs- oder Trainingslehre, Prävention, Rehabilitation, Sporttherapie, Leistungsphysiologie, Biomechanik, Prothetik, und so weiter. Bewegungswissenschafter bringen also sowohl in der Grundlagen- als auch in der angewandten Forschung neue Erkenntnisse hervor.

Lehre (inkl. Sportlehrer)

Mit didaktischer Zusatzausbildung haben Bewegungswissenschafterinnen und Bewegungswissenschafter verschiedene Möglichkeiten, in der Lehre tätig zu werden: Sie können als Sportlehrer in der Sporthalle unterrichten, andererseits kann aber auch eine Lehrtätigkeit im theoretischen Bereich angestrebt werden.

Grundsätzlich zielt die Sportlehrerausbildung auf die Mittelschulen ab, Anstellungen sind aber auch auf anderen Stufen denkbar.

Beratung

Durch das fundierte Wissen im Bereich der Bewegungs- und Trainingslehre sind Abgänger des Studiengangs Bewegungswissenschaften und Sport im Bereich der Trainingsberatung in Sportzentren, Rehabilitationskliniken oder Fitnesszentren zu finden. Auch der Bereich Gesundheit und Gesundheitsprävention ist ein Gebiet, auf dem Bewegungswissenschafterinnen und Bewegungswissenschafter durch kompetente Beratungen zur Gesundheitsförderung beitragen können.

Leitende Tätigkeiten

Auch wenn die ersten Bewegungswissenschafter ihr Studium noch nicht lange beendet haben, arbeiten schon einige in leitender  Tätigkeit. Sie führen beispielsweise Projekte im Gesundheitsbereich bei Krankenkassen oder kantonalen Ämtern. Andere haben sich auch in Tätigkeitsfelder der Rehabilitation eingearbeitet.

Karin Sonderegger

Karin Sonderegger

Studium BWS mit Master Bewegungs- und Trainingslehre, didaktischer Ausweis Sport.
Wissenschaftliche Mitarbeiterin Sportphysiologie, Eidg. Hochschule für Sport Magglingen am Bundesamt für Sport (BASPO).

„Schon in meiner Kindheit war ich sportbegeistert. Aus diesem Grund war für mich schnell klar, dass ich an der ETH den neuen Studiengang Bewegungswissenschaften und Sport studieren würde. Im Herbst 2002 startete ich dann voller Erwartungen das Abenteuer „Leben in Zürich, studieren an der ETH“.

Neben dem Studium zur Bewegungswissenschaftlerin habe ich parallel den didaktischen Ausweis in Sport erworben. Durch diese Kombination konnte ich bereits während des Studiums in einer Strafanstalt Sport unterrichten und so wertvolle Erfahrungen sammeln. Nach Abschluss des Studiums erhielt ich eine Festanstellung am Bundesamt für Sport in Magglingen als wissenschaftliche Mitarbeiterin im Bereich Leistungsdiagnostik „Kraft / Spielsport“.

Unser Team führt mit Schweizer Spitzensportlern aus verschiedenen Sportarten Leistungstests durch. Wir versuchen allfällige Leistungsdefizite festzustellen um anschliessend dank gezielter Trainingsinterventionen die persönlichen Bestleistungen des Sportlers zu verbessern. Zudem hilft mir mein an der ETH erworbenes wissenschaftlich fundiertes Wissen in verschiedenen Forschungsprojekten. Daneben kann ich mein Fachwissen auch an Studenten im Bachelorstudiengang Sport in Magglingen weitergeben.

Dass mein Entscheid für die Bewegungswissenschaften richtig war, wurde mir während des Studiums von Jahr zu Jahr bewusster und wird nun während der Arbeit durch das motivierende Umfeld mit sportbegeisterten Menschen täglich bestärkt."

Denise Schmid

Denise Schmid

Studium BWS mit Master in Biomechanik, didaktischer Ausweis Bewegungswissenschaften
Wissenschaftliche Mitarbeiterin AO

„Nachdem ich im Juli 2007 meine Masterarbeit bei der AO Foundation in Davos abgeschlossen hatte, übernahm ich im Herbst 2007 meine jetzige Stelle als Projektmanagerin (PMA) bei der AO Foundation in der Abteilung Clinical Investigation and Documentation (AOCID). Die AO ist eine Stiftung, die Forschung und Entwicklung im Bereich der Orthopädie und Unfallchirurgie betreibt. Das AOCID im Speziellen plant, koordiniert und analysiert klinische Studien.

Als PMA begleitet man Studien von der Idee über die Planungs- und Monitoringphase bis hin zur Analyse mit Schlussbericht und allenfalls zur Publikation. Die Fragestellung für eine Studie kann unter anderem durch einen Arzt des internationalen AO-Netzwerks oder einen Industriepartner an uns gelangen. Untersucht wird in den meisten Fällen ein Medizinalprodukt (zum Beispiel eine Platte zur Fixierung eines Knochenbruchs), eine neue Operationstechnik oder eine Messmethode.

In der Planungsphase arbeitet der PMA intensiv mit dem Prüfarzt, dem Sponsor sowie mit Statistikern, Methodologen und Ärzten zusammen, um die Fragestellung und das Studiendesign festzulegen. Während der Patientenrekrutierung müssen die Daten verwaltet und auf Vollständigkeit und Konsistenz geprüft werden. Die Datenanalyse wird in Zusammenarbeit dem Statistiker und dem Prüfarzt durchgeführt.

Meine Tätigkeit als PMA erfordert eine interdisziplinäre Ausbildung, eine kommunikative Persönlichkeit, strukturiertes und selbständiges Arbeiten, Teamfähigkeit und nicht zuletzt die Bereitschaft zu reisen.

Ich profitiere täglich viel von den im Studium erworbenen Fähigkeiten. Für meinen Job besonders wichtig sind die Kenntnisse der Anatomie, Physiologie und Biomechanik des Menschen, die Grundkenntnisse im Bereich der Medizinaltechnik sowie das Verständnis für interdisziplinäre Zusammenhänge. Wichtig ist aber auch das wissenschaftliche Handwerk, wozu auch das Verfassen und publizieren von wissenschaftlichen Texten gehört.“

Stephanie Unternährer

Stephanie Unternährer

Studium BSW mit Master in Biomechanik, didaktischer Ausweis Bewegungswissenschaften.
Lehrperson im Bereich Bewegungswissenschaften

„Ich habe das Studium in Bewegungs- und Sportwissenschaften im Dezember 2005 abgeschlossen. Im Mai 2007 habe ich zudem den didaktischen Ausweis Bewegungswissenschaften erhalten.

Seit August 2006 habe ich einen kleinen Lehrauftrag an der Zürcher Hochschule für angewandte Wissenschaften (ZHAW). Ich halte Vorlesungen für angehende Ergotherapeuten im ersten Studienjahr in Anatomie, Physiologie und Pathologie – mit Schwergewicht auf dem Bewegungsapparat. Die Studierenden sind jeweils hoch motiviert und es ist eine Freude mit ihnen zu arbeiten. Daneben arbeite ich in der Firma healthcheck, einer Praxis für Präventivmedizin. Wir führen Gesundheitschecks durch, beraten Kunden im Bereich metabolischer Fitness, halten Vorträge in Firmen und bieten Workshops an.

Vor dem Studium der Bewegungswissenschaften studierte ich 8 Semester Medizin. Dort stand vor allem der kranke Mensch im Zentrum. Ich merkte aber bald, dass mich die Prävention von Krankheiten und das Erhalten der Gesundheit mehr interessieren. Darum entschied ich mich schliesslich für das Studium der Bewegungs- und Sportwissenschaften und damit zu einer Fokussierung auf den gesunden Menschen. Zu Beginn erschien mir das Studium etwas oberflächlich. Aber bald schon konnten wir dank einem sehr breit angelegten Wahlfachbereich unsere Interessengebiete gezielt vertiefen. Davon habe ich gerne profitiert und so konnte ich mir ein breites Wissen in gesundheitsrelevanten Themen aneignen.

Bereits während dem Studium unterrichtete ich als Nebenjob Anatomie, Physiologie und Pathologie an einer Berufsschule für Medizinische Praxisassistentinnen. Das machte mir von Beginn weg grossen Spass: der Erwerb des didaktischen Ausweises Bewegungswissenschaften war daher nahe liegend.

Heute profitiere ich von den theoretischen und praktischen Inhalten des Studiums. Mein Unterricht wurde durch das neu Gelernte strukturierter, abwechslungsreicher und vor allem fundierter und nachhaltiger. Im Unterricht, bei Vorträgen und Workshops kommt mir meine didaktische Ausbildung sehr zu Gute.

Martin Herter

Martin Herter

Studium BWS, mit Master in Bewegungs- und Trainingslehre, didaktischer Ausweis Sport.
Sportlehrperson

Im Herbst 2007 schloss ich mein Studium ab. Gleichzeitig habe ich den Didaktischen Ausweis Sport erworben. Ein absolutes Muss, wenn man den Lehrerberuf ausüben will. Der Didaktische Ausweis stellt zwar eine zusätzliche Belastung dar, aber mit seiner Praxisorientierung sorgt er auch für willkommene Abwechslung im Studienalltag! Mein Masterstudium habe ich im Bereich „Bewegungs- und Trainingslehre“ absolviert. In meiner Masterarbeit habe ich eine Trainingsmethode für Kinder mit Hemiplegie (halbseitige Lähmung) untersucht.

Mein beruflicher Werdegang verlief ziemlich geradlinig. Kurz vor Abschluss des Studiums erhielt ich das Angebot, Teilzeit an einer Sekundarschule als Turnlehrer zu arbeiten. Dies war nach dem Praktikum und einigen Stellvertretungen mein eigentlicher Berufseinstieg. Bis zum Ende meines ersten Berufsjahres arbeitete ich an verschiedenen Schulen Teilzeit. Heute habe ich eine volle Anstellung, verteilt auf zwei Sekundarschulen. Nebst dem Unterricht habe ich einige Zusatzaufgaben: die Organisation und Durchführung eines Skilagers, Organisation von Sporttagen und Turnieren, Materialanschaffungen und so weiter.

Mein Studium hat meine Erwartungen erfüllt, auch wenn ich ein schwieriges erstes Jahr zu bewältigen hatte. Wir hatten eine breite naturwissenschaftliche Ausbildung, die noch wenig mit dem Menschen und seiner Bewegung zu tun hatte. Zudem blieb neben der Theorie kaum noch Zeit für die Sportpraxis.

Nach bestandener Basisprüfung änderte sich dies deutlich! Mit den vielen Wahlfächern konnte ich die Studieninhalte vermehrt selbst steuern. Zudem liess der Stundenplan deutlich mehr Freiraum für Praxisfächer. Jetzt wurde das Studium für mich von Tag zu Tag spannender, nicht zuletzt weil ich viele Inhalte nun auf meine Bedürfnisse abstimmen konnte.

Carmen Strub

Carmen Strub

Studium BWS mit Master in Bewegungs- und Trainingslehre, didaktischer Ausweis Sport.
Sporttherapeutin in der Zürcher Höhenklinik in Davos

„Ich arbeite als Sporttherapeutin in der Zürcher Höhenklinik in Davos. Meine Aufgabe besteht darin, erkrankte Menschen anzuleiten und zu trainieren, so dass sie ihren Alltag so weit möglich wieder selbstständig führen können. Einen Teil absolvieren wir im Kraftraum, wo wir gezielt an Kraft, Ausdauer und Gleichgewicht arbeiten. Ein wichtiger Bestandteil ist aber auch das Entspannungstraining. Im  ersten Jahr habe ich viel mit an Krebs erkrankten Personen gearbeitet. Im Moment spezialisiere ich mich auf psychische Erkrankungen.

Ich war schon immer interessiert an Naturwissenschaften und suchte ein entsprechendes Studium. Sport interessierte mich zwar  sehr, aber „nur“ die Turnlehrer Ausbildung zu machen, wäre mir zu wenig gewesen. Da passte für mich der neue Studiengang  Bewegungswissenschaften und Sport perfekt.

Das Studium vermittelte ein breites Grundlagenwissen, das ich in den Wahl- und Vertiefungsfächern gezielt erweitern konnte. Für  meine heutige Tätigkeit in der Sporttherapie habe ich am meisten von der Ausbildung in den Fächern APA (Adapted Physical  Activities) und Gymnastik gelernt.“

Peter Weingartner

Peter Weingartner

Studium BWS mit Master in Bewegungs- und Trainingslehre.
Bereichsleiter bei der ActivFitness AG.

„Ich habe im Frühjahr 2007 mein Masterstudium abgeschlossen. Danach arbeitete ich vorerst als Betriebsleiter, später als Bereichsleiter bei der Activ Fitness AG. Ich führe und coache Mitarbeiter, führe die Fitness-Studios unternehmerisch, erstelle die Budgetjahresplanung und erledige administrative Arbeiten inklusive der Betreuung der Mitglieder. Als ich zusätzlich noch die Aufgabe des Bereichsleiters übernahm, wurde ich auch für die Neueröffnung von Studios zuständig.

In meinem Arbeitsalltag kann ich das im Studium erworbene Wissen aus den Bereichen der Trainingslehre, der Sportphysiologie wie auch der Biomechanik täglich gebrauchen. Auch Fächer wie Ernährung, Statistik, Informatik oder Mathematik helfen mir in vielen Situationen, fundierte Entscheide zu fällen und korrekt zu beraten.

Das Studium habe ich aus verschiedenen Gründen gewählt. Zum einen zog mich der gute Ruf der ETH nach Zürich. Andererseits war ich sehr sportbegeistert und träumte davon, mein Hobby zum Beruf zu machen.

Dank dem Studium der Bewegungswissenschaften und Sport kann ich heute auf einem Gebiet arbeiten, in dem der Sport zum Alltag gehört. Besonders wichtig ist für mich auch, dass ich die Wichtigkeit von regelmässigem und gezieltem Training meinen Kunden vermitteln kann. Dazu gehört auch, selber regelmässig zu trainieren. In einem Fitnesscenter ist auch beruflicher Stress nie ein Grund, auf Sport zu verzichten. Wir müssen ja auch vorleben, was wir unseren Kunden erzählen. In meinem Fall fällt mir das nicht besonders schwer.“

Kathrin Favero

Kathrin Favero

Studium BWS mit Master in Bewegungs- und Trainingslehre, didaktischer Ausweis Sport.
Projektleitung BAG.

„Ich arbeite als wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Sektion Ernährung und Bewegung des Bundesamtes für Gesundheit (BAG). Momentan ist meine Arbeit auf die Umsetzung des Nationalen Programms Ernährung und Bewegung 2008-2012 (NPEB 2008-2012) ausgerichtet. Ein Teil des vielseitigen Arbeitsalltags besteht aus dem Bearbeiten von Anfragen, Stellungnahmen, Gesuchen oder Berichten, welche an das Amt gelangen sowie der Vertretung der Sektion Ernährung und Bewegung in verschiedenen Arbeitsgruppen, Gremien und Ausschüssen. Die Schwerpunkte meiner Arbeit liegen im Bereich der Präventionsprojekte (Projektleitung, Vertragsbetreuung, Expertentreffen, Prüfung und Beurteilung von Gesuchen) und des Monitoring-Systems Ernährung und Bewegung (Teilprojektleitung, Berichterstattung, Mitarbeit in Arbeitsgruppen).

An meiner Arbeit gefällt mir vor allem der Überblick, welchen ich über das Geschehen im Bereich Ernährung und Bewegung in der Schweiz erhalte. Auch das Treffen und Kennenlernen vieler interessanter Menschen und Organisationen und die spannende, enge Zusammenarbeit mit unterschiedlichen Partnern motivieren mich immer wieder.

Nach meinem Abschluss an der ETH interessierte mich vor allem der Bereich Prävention. Im BAG begann ich als Vertretung einer wissenschaftlichen Mitarbeiterin in der Sektion Ernährung und Bewegung. Anschliessend erhielt ich eine Festanstellung.

Michelle Hofmann-Gilgen

Michelle Hofmann-Gilgen

Studium BSW mit Master in Biomechanik, didaktischer Ausweis Bewegungswissenschaften. Projektleiterin bei makora

„Seit 2006 arbeite ich bei der Firma makora, seit 2007 als Projektleiterin in Festanstellung. makora entwickelt massgeschneiderte  Gesundheitsmanagement-Programme für Arbeitgeber und Versicherer. Meine Aufgabe war zunächst die Projektleitung eines  IT-Projektes, bei dem ich Schnittstelle zwischen den Programmierern und den Therapeuten war. Jetzt erstreckt sich mein  Aufgabenbereich vor allem auf die Kundenbetreuung, den Verkauf und das Marketing.

Mein Studium wählte ich aus persönlichem Interesse an Bewegung und Sport. Zudem war ich bereits damals überzeugt, dass die  Gesellschaft zunehmend mehr Fachleute aus dem Bereich Gesundheit und Bewegung benötigt.

Für meine heutige Tätigkeit war das Studium Bewegungs- und Sportwissenschaften eine gute Basis. Als Projektleiterin hilft das  erworbene breite Fachwissen im Bereich Bewegung, um Bezüge und Verknüpfungen herzustellen und Entscheidungen zu treffen.  Ich schätze meinen Wissensrucksack vor allem bei der Zusammenarbeit mit den verschiedensten Berufsgattungen, die im Bereich des  Gesundheitsmanagements aktiv sind. Natürlich musste ich mit Blick auf meine heutige Tätigkeit viel betriebswissenschaftliches  Fachwissen dazulernen.“

(Quelle: "Range of Motion, Berufsfelder der Bewegungswissenschaften" 2011)

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